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#16 Heinrich II. – Bamberg first!

Ein Portraitfoto eines älteren Mannes mit graumelierten Haaren und einem gestutzten Bart. Er trägt ein Kettenhemd mit einem roten Umhang darüber. Das Bild ist eine KI Nachbildung von Heinrich II. So soll er ausgesehen haben.

Mit Bernd Schneidmüller: Nein, das ist kein Schauspieler! So sah Heinrich vermutlich aus, sagt die KI! Die Museen der Stadt Bamberg haben diesen Avatar 2024 veröffentlicht. Allerdings vermittelt das Portrait eine Harmlosigkeit, die nicht zu seinem Charakter passt:

Wie ein Wegelagerer überfiel er mit Waffengewalt den Leichenzug des toten Königs und riss die Krone an sich. Jahre später fiel er vor seinen Bischöfen weinend auf den Boden und flehte sie an, Bamberg zu einem Bistum zu machen. Und wieder 150 Jahre später werden seine Frau Kunigunde und er als einziges deutsches Kaiserpaar heiliggesprochen. Heinrich II. war einer der schillernsten Herrscher des Mittelalters.

Im Jahr 1002 stirbt das erste deutsche Königshaus in direkter Linie aus. Otto III war erst 21 Jahre alt, als er in Italien vom Fieber geschüttelt starb. Er hinterließ keine Erben. Das war die Stunde seines Cousins: Heinrich II. Heinrich war Herzog von Bayern und lauerte an der Landesgrenze dem Leichenzug des toten Kaiser auf. Der Tross  war auf dem Weg von Italien nach Aachen zur Beerdigung. In Bayern riss Heinrich II. die Krone an sich und verfügte, dass die kaiserlichen Eingeweide in Augsburg zu bestatten seien.

Eine Machtübernahme, mit der keineswegs alle einverstanden waren. Das erste Mal in der Geschichte des jungen deutschen Reiches, dass die Krone nicht vom Vater auf den Sohn übergehen konnte, sondern ein „neuer“ König bestimmt werden musste.

Entscheidend für Heinrichs Akzeptanz war die Heilige Lanze. Er nahm den Erzbischof von Köln in Beugehaft, bis ihm das wichtigste Herrschaftssymbol ausgehändigt wurde.

Abbildung der Heiligen Lanze. Das Lanzenblatt ist schwarz und in der Mitte geteilt. Darin Steckt ein Nagel, der vom Kreuz Christi stammen soll. Diese Konstruktion wird an mehreren Stellen mit Drähten, die um das Lanzenblatt gewickelt siend, fixiert. Zusätzlich stabilisiert bein Goldbelag in der Mitte die alte Lanze.
Aiwok, CC BY-SA 3.0

Die ehemaligen ottonischen Königsgüter in Quedlinburg oder Magdeburg waren die Erinnerungsorte für seine Vorgänger. Heinrich II. wählte Bamberg als den Ort seines Herzen. Allerdings war da außer einer Burg nicht viel. Ein kaum besiedelter Fleck. Dabei hätte es viele andere Orte im Reich gegeben. Als Herzog von Bayern residierte Heinrich in Regensburg (München gab es vor 1000 Jahren noch nicht), als König des Reiches verfügte er über viele Königsgüter. Aber er wählte einen bisher unbedeutenden Ort aus. Warum? „Persönliche Vorliebe, die man kaum erklären kann“, sagt Prof. Schneidmüller im Podcastinterview.

Heute ist Bamberg Weltkulturerbe, dank Heinrichs Zuwendungen, eine der schönsten Städte Deutschlands.

Die mittelalterliche Stadt Bamberg bei Nacht, von oben fotografiert. Man sieht Fachwerkhäuser, die Regnitz und den angeleuchteten Bamberger Dom
© FrankenTourismus/BAMBERG TKS/A. Hub

Heinrich und Kunigunde sind im Bamberger Dom bestattet.

Das Kaiserpaar hatte ein ganz persönliches Problem. Sie konnten keine Kinder zeugen. Die Folgen gingen natürlich weit über ihre Privatsphäre hinaus. Kinderlosigkeit ist bei einem Herscherpaar immer zugleich eine Staatsaffaire. Und auch die ging Heinrich II. offensiv an.

Er erklärte öffentlich, dass er und seine Frau nach sieben Jahre Ehe keinen Nachwuchs mehr erwarten und dass er Jesus Christus zu seinem Erben einsetzt. Damit schuf er schlagartig Transparenz. Ein kluger Schachzug, denn mit der Ankündigung hatte er immer Gott als seinen Erben auf seiner Seite. Jedes Zugeständnis Heinrich gegenüber, war damit gleichzeitig auch ein Zugeständnis gegenüber Gott.

Zwei Holzbüsten, die die Oberkörper von Kaiserin Kunigunde und ihrem Mann Heinrich II. Es handelt sich um mittelalterliche Schnitzwerke. Sie enthalten Reliquien des Kaiserpaars.
© Ansgar Hoffmann © Erzbischöfliches Diözesanmuseum Paderborn

Nach dem Tod 1024 setzten sich seine Anhänger für seine Heiligsprechung und die Heiligsprechung seiner Frau Kunigunde ein.

Zu den Bezeugungen von Henrichs tiefen Religiösität und seines aufopfernden Einsatzes für das Bistum Bamberg kam ein weiteres  Argument hinzu. Das gab schließlich den Ausschlag für seine und die Heiligsprechung seiner Frau Kunigunde: Die Josefsehe.

Ihre Anhänger verkündeten : Heinrich und Kunigunde hätten, um Gott zu ehren, eine Ehe in Keuschheit geführt und deshalb keine Nachkommen gezeugt. So machte man aus einem medizinischen Problem im Nachhinein ein leuchtendes Vorbild für die Gläubigen.

Jedenfalls sind Heinrich II. und seine Frau Kunigunde das einzige deutsche Kaiserpaar, das heiliggesprochen wurde.

Gotische Steinfiguren am Portal des Bamberger Doms. Sie zeigen Heinrich II. mit der Weltkugel in der Hand und Kunigunde, die die Kirche auf ihrem rechten Arm trägt.
© Diözesanmuseum Bamberg

Wie Heinrich sich durchsetzte, warum er die Politik seiner Vorgänger nahezu zurückdrehte und warum er Bamberg so sehr liebte, darüber spreche ich mit Prof. Dr. Bernd Schneidmüller in der neuen Podcastfolge.

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