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#28 Friedrich II. – Das Staunen der Welt!

Mit Julia Becker: Heinrich VI. hatte mit dem Geld aus der Geiselnahme von Richard Löwenherz das römisch-deutsche Kaiserreich von der Nordsee bis nach Sizilien ausgeweitet. Er starb allerdings mit Anfang 30. Sein Sohn Friedrich war mit zwei Jahren deutlich zu jung, um die Macht zu übernehmen. Daraufhin brach ein Thronstreit im römisch-deutschen Reich aus, der 14 Jahre dauerte. Nach drei Königen aus der Familie der Staufer wollte endlich die Familie der Welfen den Königs- und Kaiserthron für sich.

Otto IV. setzte sich schließlich durch. Aber er blieb der einzige Welfe auf dem Königsthron. Denn er hielt sich nicht an seine Wahlversprechen und verlor bald den Rückhalt des Papstes und die Königskrone.

Friedrich II. war inzwischen 17 Jahre alt und als Vollwaise fern vom Thronstreit in Palermo aufgewachsen. In dieser Situation wurde er vom Papst wiederentdeckt und der staufischen Partei als Thronanwärter vorgeschlagen.

Nachdem er zum König gewählt und gekrönt war, verbrachte er acht Jahre nördlich der Alpen, um seine Herrschaft zu festigen. Schließlich holte er seinen Sohn aus Sizilien nach und ließ ihn, Heinrich war damals 9, zum deutsch-römischen König krönen. Nach acht Jahren, zog Friedrich wieder ab und ließ sich 15 Jahre lang nicht im heutigen Deutschland blicken.

Seine Residenz in Apulien an der Adriaküste war ein melting pot. Ein pulsierender Magnet für christliche und muslimische Künstler, Wissenschaftler und Krieger, die er mit einem Zoo erfreute. Mit dem Castel del Monte, der „Krone Apuliens“ setzte er sich sein Denkmal für die Ewigkeit.

Frei von Dünkeln oder religiösen Denkverboten suchte er nach Antworten auf seine drängenden philosophischen und naturwissenschaftlichen Fragen. Er richtete sie an Gelehrte ohne Ansehen ihrer Herkunft oder Religion. Zeitgenossen nannten ihn das „Staunen der Welt“. Sie staunten über sein Staunen. 

In Apulien zeugen mehrere Burgen von der Dominanz des Staufers.

Das Castello Svevo die Trani liegt direkt an der Adriaküste. Im Hinterland findet sich das Castello di Melfi, nach dem Friedrichs Gesetzeswerk, die Konstitutionen von Melfi, benannt worden sind.

Er wollte wissen, was die Erde trägt, wo die Hölle sei und warum es Salz- und Süßwasser gibt. Er ließ ein Buch über die Falkenjagdschreiben. Friedrich begriff als erster Herrscher die Vorteile des Rechnens mit arabischen Ziffern. Er plädierte dafür, die römischen Zahlen aus Buchstabenkombinationen abzuschaffen, damit man einfacher rechnen konnte.

Im Jahr1224 gründete er die Universität Neapel. Ohne die Kirche. Die erste weltliche Hochschule des Abendlandes.

Sein Sohn Heinrich förderte unterdessen die Stadtgründungen nördlich der Alpen und verärgerte damit die Landesherren, die sich in ihren Rechten eingeschränkt sahen. Nach 15 Jahren kehrte Kaiser Friedrich II. nach Deutschland zurück, entmachete seinen Sohn und verbriefte den Fürsten Ihre weitgehenden Rechte. Damit war das Ende der realen mittelalterlichen Königsmacht nördlichder Alpen besiegelt.

Frederick II, Holy Roman Emperor, Public domain, via Wikimedia Commons

Sein Verhältnis zu den Päpsten verschlechterte sich dramatisch. Zu seiner Kaiserkrönung versprach er dem Papst, das Kreuz zu nehmen und in den Nahen Osten zu ziehen. Doch dieses Versprechen verschob er 12 Jahre lang. Als er dann noch, wie sein Großvater Barbarossa, die reichen norditalienischen Handelsstädte angriff und unterwerfen wollte, begann der Papst ihn zu hassen.

Sie beschimpften sich gegenseitig als „Bestie“, „Antichrist“ oder „Pestilenz“. Friedrich ließ sogar Geistliche auf dem Weg nach Rom verhaften und einsperren. Dieser Konflikt mit dem Papst wurde zum Sargnagel für das heilige-römische Reich. Der Papst exkommunizierte Friedrich II. und setzte ihn 1245 als Kaiser ab.

Ich spreche mit der Historikerin Dr. Julia Becker vom Schelling Forum der Bayerischen Akademie der Wissenschaften an der Uni Würzburg über das schillernde Leben des Letzten Kaisers aus der Familie der Staufer.

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