Den Beitrag als Podcast hören:

#32 Die Schlacht von Worringen – Kölns Kampf um die Freiheit

Mit Willem Fromm: Jetzt betritt einen neue Gesellschaftsschicht die Bühne unserer Geschichte. Bisher haben wir über Kaiser, Könige, Päpste, Bischöfe und Herzöge gesprochen. In der Mitte des 13. Jahrhunderts, haben Menschen wie Du und ich Premiere: Die Bürger.

Durch den Wirtschaftsboom im Hochmittelalter und der damals neuen Geldwirtschaft wurden die Kaufleute und Handwerker in Köln so reich, dass sie alleine das Sagen in der Stadt haben wollten. Ohne ihren Landesherren, den Erzbischof.

Köln, war die größte und wahrscheinlich auch mächtigste Stadt des Reiches. Die Kölner Stadtmauer hatte 52 Türme und 12 Tore. Ein paar davon sind noch heute zu sehen, denn der Kölner Ring ist die frühere Stadtmauer. Ein dauerhafter Pilgerstrom ergoss sich in die Stadt. Seit die Reliquien der Heiligen drei Könige in der Regierungszeit von Barbarossa in die Stadt gekommen waren, strömten die Gläubigen dorthin. Deshalb hatte die Stadt gerade mit einem besonders ehrgeizigen Projekt begonnen: dem Bau des Kölner Doms. Der Dom sollte die größte Kathedrale der christlichen Welt werden und ein angemessenes Zuhause für die Heiligen Drei Könige.

Die Bürger dieser einzigen deutschen Großstadt im Mittelalter mit schätzungsweise 40.000 Einwohnern drangen auf Selbstverwaltung. Die Bürgerschaft bestand aus zwei großen Machtblöcken: Den Zünften der Handwerker und den Patriziern. Die Patrizier waren reiche Kaufleute, die in der „Richerzeche“, der Bruderschaft der Reichen, organisiert waren. Ein Wohnhaus einer dieser Patrizierfamilien steht heuten noch. Das Haus der „Overstolzen“

Rolf Heinrich, Köln, CC BY 3.0 via Wikimedia Commons

Der Gelehrte Albertus Magnus vermittelte im Streit zwischen den Bürgern und dem Erzbischof erst im „kleinen“ dann im „Großen Schied“ vom 28. Juni 1259.

©Tommaso da Modena, Public domain, via Wikimedia Commons

Die Orginalurkunde wird bis heute im Stadtarchiv in Köln aufbewahrt. Das erste Mal in unserer Geschichte, dass nichtadelige Bürger von einem Erzbischof auf Augenhöhe behandelt wurden.

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

Ein Beitrag geteilt von Eine Geschichte der Stadt Köln Podcast (@einegeschichtekoelns_podcast)

Erzbischof Konrad von Hochstaden hatte den Grundstein des Kölner Doms gelegt und ließ sich auf den Schied ein, den Albertus Magnus verhandelt hatte. Allerdigs war Konrad listig und spielte die Zünfte gegen die Patrizier aus.

Grabplatte von Konrad von Hochstaden im Dom zu Köln
©Doppelklecks, CC BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons

Sein Nachfolger Engelbert von Falkenburg verscherzte es sich mit allen. Auch dem Grafen von Jülich. Engelbert wurde für vier Jahre in der Burg Nideggen in der Eifel eingekerkert. Zur Strafe exkommunizierte er die Bürger Kölns auf Zeit mit einem Interdikt.

©Wolkenkratzer, CC BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons

Erst in der Schlacht von Worringen,1288, erkämpften sich die Kölner Bürger in einer Koalition mit dem Herzog von Brabant und dem Grafen von Berg ihre Freiheit.

©See page for author, CC BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons

Dieser Bildausschnitt zeigt die Gefangennahme des Siegfried von Westerburg. Der Erzbischof durfte nach dieser Niederlage die Stadt nur noch zu religiösen Zwecken betreten. Deshalb residierten die Kölner Erzbischöfe in den nächsten 500 Jahren in Brühl, Bonn und Godesberg. Damit war Köln faktisch frei.

Allerdings hatte sich die Stadt durch den Pakt mit dem Grafen von Berg eine dauerhafte Rivalin eingehandelt. Düsseldorf. Gleich nach dem Sieg von Worringen gründete der Graf von Berg 1288 die heutige Landeshauptstadt, um seine Macht am Niederrhein auszubauen.

Über den Freiheitskampf der Kölner Bürger und das Leben in der größten deutschen Stadt des Mittelalters spreche ich mit dem Podcaster Willem Fromm. Sein Reisetipp Nr.1 ist der Rathausturm von Köln. Der wurde nach dem Sieg in Worringen als Zeichen der Macht der Kölner Bürger gebaut. Unter der Figur des Konrad von Hochstaden geschehen unerhörte Dinge:

©Willem Fromm
© Willem Fromm

Allerdings versichern alle Kölner, dass die neuzeitliche Figur des Konrad von Hochstaden eher zufällig auf dem mittelalterlich gestalteten Sockel gelandet ist. Ich bin mir sicher, dass es so war…

Hier geht es zum Podcast von Willem:

Hast du Feedback für mich?

Dann schreibe mir doch unter jan@99xgeschichte.de!