Mit Brigitte Haas Gebhard: Als die Römer ihre Macht in West- und Mitteleuropa verloren, sprang eine damals unbedeutende fränkische Herrscherfamilie in das Vakuum: Die Merowinger. Eigentlich waren sie nur eine von vielen fränkischen Familien. Die Merowinger waren – wie viele Franken -irgendwann vom Niederrhein ins heutige Belgien eingewandert. Dort herrschten sie anfangs nur über eine kleine Region. Konsequent und skrupellos bauten sie in 50 Jahren ein europäisches Reich auf. Sie waren clevere Politiker und brutale Krieger, die auch vor den eigenen Verwandten nicht Halt machten, wenn sie ihnen im Weg standen.
Chlodwig I. war ihr berühmtester Anführer. Er kam 481 an die Macht und hat aus seinem Minikönigreich eine Herrschaft über weite Teile Frankreichs, die Niederlande, Teile Südwestdeutschlands und das Rheinland aufgebaut. Er machte Paris zu seiner Haupstadt. Das Grab seines Vaters Childrich ließ er mit Beigaben von Waffen, Schmuck und 21 Pferden glanzvoll ausstatten. Besondere Bewunderung fand der Fund vonn 300 kleinen Schmuckbienen, die wahrscheinlich an einem Brokatmantel hingen. In der Archäologischen Staatssammlung in München ist eine Gewandnadel in Form einer Zikade zu sehen, die den inzwischen verlorenen Bienen aus Childrichs Grab ähnelt.

Die merowingischen Nachfolger von Chlodwig erobern das Königreich Thüringen und gründen Bayern. Sie ersetzen die ehemalige römische Verwaltungsstruktur durch einen Herzog der Bajuwaren. Durch die Merowinger taucht der Name der Bajuwaren um 550 n. Chr. das erste Mal in der Geschichte auf.


„Mord und Totschlag als Mittel der Politik war eine zeitübliche Verhaltensweise“ sagt Brigitte Haas Gebhard von der Archäologischen Staatssammlung München. Mit ihr spreche ich über den Aufstieg der Merowinger, die Gründung Bayerns und wie aus den „Findelkindern der Völkerwanderung“ die Bajuwaren wurden.


