Mit Tobias Enseleit: Die Nibelungensage war schon Jahrhunderte alt, als sie aufgeschrieben wurde. Das Drama um Siegfried, Kriemhild, Gunther, Brünhild und Hagen von Tronje war im 13. Jahrhundert so populär, dass ein unbekannter Schreiber aus Passau sie auf Pergament festgehalten hat: 2400 Strophen nicht auf Latein, sondern auf deutsch, bzw. Mittelhochdeutsch. Damit lag sie im Trend. Seit Mitte des 12. Jahrhunderts hatten auf deutsch geschriebene Texte Konjunktur.

Das ist die erste Seite der sogenannten Handschrift C. Sie stammt aus aus dem 13. Jahrhundert und gehört zu den drei ältesten Handschriften des Nibelungenliedes.
Die erste Strophe:
„Uns ist in alten mæren wunders vil geseit ,
von helden lobebæren, von grôzer arebeit,
von freuden, hôchgezîten, von weinen und von klagen,
von küener recken strîten muget ir nû wunder hœren sagen.“
Und darum geht es :
Im Mittelpunkt dieser Sage stehen die Geschwister Kriemhild und Gunther. Gunther ist König von Burgund. Sie beide leben in Worms am Königshof und Kriemhild verliebt sich in einen prominenten Helden: Siegfried von Xanten. Siegfried, stark und unbesiegbar, unterstützt die Burgunder und will Kriemhild heiraten. Doch sie können erst zusammen sein, wenn auch Kriemhilds Bruder, König Gunther, eine Frau gefunden hat. Sein Schwarm ist Brünhild. Sie ist Königin von Island und bärenstark. Brünhild will Gunther aber nur akzeptieren, wenn er sie im Kampf besiegt. Doch Gunther ist zu schwach, deshalb bittet er Siegfried um Hilfe. Hinter einer Tarnkappe versteckt besiegt Siegfried die potentielle Braut seines potentiellen Schwagers. Die geschlagene Brünhild ahnt nicht, dass es Siegfried war und willigt ein, Gunther zu heiraten. Doch kurz nach der Doppelhochzeit kommen ihr an Gunthers Stärke Zweifel. Deshalb hat Siegfried einen zweiten verdeckten Einsatz, diesmal in Brünhilds Ehebett. Als Brünhild später erfährt, dass sie zweimal von dem Falschen niedergerungen wurde, schwört sie Rache für diesen Betrug. Sie fordert ihren Mann auf, seinen Schwager und Helfershelfer Siegfried umbringen zu lassen. Gunthers Gefolgsmann Hagen von Tronje führt den Mord aus und macht Kriemhild damit zur Witwe. Die Ermordung ihres Mannes treibt Kriemhild fast in den Wahnsinn.

13 Jahre später heiratet sie den mächtigen Hunnenkönig und lädt die Burgunder an den hunnischen Hof. Die Burgunder ahnen, dass es eine Falle ist, ziehen aber trotzdem dorthin. Und ja, Kriemhild lässt die Gäste niedermetzeln. Sie sorgt dafür, dass ihrem Bruder Gunther der Kopf abgeschlagen wird und enthauptet eigenhändig den Mörder ihres Mannes, Hagen von Tronje. Für diese Tat wird sie wiederum erschlagen. Am Ende sind fast alle Hauptpersonen tot und die Nebenfiguren stehen fassungslos vor dem Scheiterhaufen der Liebe.
Über den Beginn der geschriebenen deutschen Sprache sprechen wir heute. Was faszinierte die Menschen im Mittelalter so sehr am Nibelungenlied? Steckt darin ein historischer Kern? Wer war zum Beispiel Siegfried?
In der Renaissance gerieten die Nibelungen in Vergessenheit. 250 Jahre lang, hat sich keiner mehr für sie interessiert, bis sie im 19. Jahrhundert wieder entdeckt wurden und zum Nationalepos aufstiegen.
Noch heute dient der Text als Vorlage für große Dramen. Was macht ihn so unkaputtbar?
Darüber spreche ich mit Tobias Enseleit, Historiker und Germanist. Tobias ist einer der Köpfe hinter Mittelalter.digital, einer sehr empfehlenswerten Plattform, die Wissenschaftskommunikation mit Populärkultur zum Thema Mittelalter vernetzt. Hier der link zu seinem Angebot:


