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#36 Ludwig der Bayer – der dem Papst trotzt

Mit Martin Kaufhold: Ludwig hatte es besonders schwer. Er hatte nicht nur einen Gegenkönig, den er bekämpfte und einsperren ließ, sondern wurde vom Papst exkommuniziert. Der Bann traf nicht nur ihn persönlich sondern das ganze Reich nördlich der Alpen. Solange Ludwig regierte, verbot der Papst per Interdikt jegliche kirchliche Handlungen im Reich. Gottesdienste, Beerdigungen, Taufen oder Beichten… alles verboten. Aber nicht mit Ludwig dem Bayern. Mit Waffengewalt zwang er die Dominikaner ihre Kirchen für die Gläubigen offen zu halten.

Unsere letzte Folge endete mit dem Tod von Heinrich von Luxemburg, der auf der Rückreise von seiner Kaiserkrönung überraschend starb. Er wurde gerade 32 Jahre alt. Keiner der Kurfürsten war auf eine neue Königswahl vorbereitet. Die Habsburger hatten ihren Machtbereich mit Österreich und der Steiermark erheblich vergrößert und griffen nach der Krone. Der französische König wollte mal wieder seinen Bruder auf den deutschen Thron bugsieren. In dieser Situation entschieden sich einige Kurfüsten für den lachenden Dritten. Den Herzog von Bayern: Ludwig aus der Familie der Wittelsbacher. Die anderen Kurfürsten wählten den Habsburger Friedrich zum römisch-deutschen König. Der Kampf der beiden Aufsteiger um die Macht dauerte sieben Jahre bis Ludwig den Habsburger in der Ritterschlacht von Mühldorf besiegte.

Kaum hatte Ludwig seinen Gegenkönig niedergerungen und in den Kerker gesteckt, trat ein neuer Gegner auf den Plan: Der Papst. Er akzeptierte Ludwigs Königsherrschaft nicht, weil er seine Wahl nicht bestätigt hatte. Ludwig bestand aber darauf, auch ohne Bestätigung des Papstes rechtmäßiger römisch-deutsche König zu sein.  Nicht zimperlich griff der Papst bald zu seiner größten Waffe. Er schloss Ludwig den Bayern aus der Kirche aus.

Der päpstliche Bann traf nicht nur Ludwig persönlich. Das gesamte Reich nördlich der Alpen wurde mit einem Interdikt belegt. Das bedeutete, dass alle kirchlichen Handlungen verboten waren, solange Ludwig König blieb. Keine Messen, keine Sündenvergebung und keine Sakramente.

Auch der Beiname „der Bayer“ war als Beleidigung gemeint. Der Papst wollte damit klarmachen, dass Ludwig ohne seinen päpstlichen Segen weder Herzog, noch König sein konnte, sondern ausschließlich ein „Bayer“ war.

Und trotzdem: Der exkommunizierte König ritt 1328 über die Alpen und ließ sich in der Peterskirche in Rom von exkommunitierten Bischöfen zum Kaiser krönen.

Auf seiner Rückreise über die Alpen gründete er das Kloster Ettal.

© Bbb at wikivoyage shared, CC BY-SA 1.0 via Wikimedia Commons

10 Jahre später geschah etwas völlig Neues in der deutschen Geschichte. Im Streit mit dem Papst stellten sich die deutschen Kurfürsten geschlossen hinter ihren exkommunizierten König.

Sie legten in Rhens am Rhein 1338 schriftlich fest, dass ein von ihnen gewählter König keine Bestätigung durch den Papst brauche. Es komme auf die Kurfürsten an und nicht auf den päpstlichen Segen. Heute erinnert ein steinerner Königsstuhl in Rhens an das historische Treffen des „Rhenser Kurvereins“ 1338.

©Holger Weinandt, CC BY-SA 3.0 DE , via Wikimedia Commons

Aber die Solidarität der Kurfürsten zu ihrem König hatte auch ihre Grenzen. Hatten sie noch im Streit mit dem Papst geschlossen zu ihm gehalten, beobachteten sie später argwöhnisch seinen persönlichen Machtgewinn in den 33 Jahren seiner Herrschaft. 1346 zogen sie die Notbremse. Sie wählten einen neuen König: Karl IV. aus der Familie Luxemburg/Böhmen.

Zu diesem Zeitpunkt stand Ludwig aber noch in Saft um Kraft. Er war ein erfahrener Feldherr und hatte inzwischen viele Ressourcen gesammelt. Dann half der Zufall den Kurfürsten und dem neugewählten König: Ludwig der Bayer starb völlig überraschend auf der Bärenjagd in der Nähe von Fürstenfeld. Das ersparte dem Reich einen weiteren Bürgerkrieg.

In der Frauenkirche in München fand Ludwig seine letzte Ruhe . Noch heute ist er exkommuniziert und liegt trotzdem in einem Prachtgrab in Münchens berühmtester Kirche.

©Solicitr, CC BY-SA 3.0 , via Wikimedia Commons
©Thomas Wolf, www.foto-tw.de, CC BY-SA 3.0

Über das kämpferische Leben des ersten Wittelsbacher auf dem römisch-deutschen Königsthron spreche ich mit Martin Kaufhold, Professor für mittelalterliche Geschichte an der Uni Augsburg.

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