Mit Carola Metzner Nebelsick: Asterix und Obelix sind nicht frei erfunden. Die furchtlosen Kämpfer, die zaubernden Druiden, die poetischen Barden und die Mistelzweige mit angeblichen Wunderkräften existierten tatsächlich, nicht nur in Gallien auch in Süddeutschland. Natürlich haben sich die Erfinder des Comics viele Späße ausgedacht, aber die Grundkonstellation einer Kultur nördlich der Alpen, die ganz anders als die römische war, die stimmt. Und wir können die Spuren unserer keltischen Vorfahren in Bayern, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Saarland und Hessen noch heute besichtigen.
Wir beginnen diese Folge 400 Jahre vor der Geburt Christi. Das römische Reich gab es damals noch nicht. Rom war zwar eine große, aber noch ziemlich wehrlose Stadt. Nördlich der Alpen, in Bayern, Hessen und Baden-Württemberg, siedelten zu dieser Zeit die Kelten und weiter nördlich die Germanen. Aber die Römer interessierten sich für die Menschen jenseits der Alpen nicht. Ein großer Fehler, den sie schrecklich bereuten. 387 v. Chr. überfielen keltische Kämpfer aus dem Norden Rom. Nur gegen ein enormes Lösegeld vom 1000 Pfund Gold konnten sich die Römer freikaufen. Um sie noch mehr auszubeuten und weiter zu demütigen warf der Anführer der Kelten, Brennus, zusätzlich sein Schwert in die Waagschale, und ließ es in Gold aufwiegen. Sein Triumphruf: „Wehe den Besiegten“ brannte sich den Römern ein.
Mit diesen Ereignissen tauchen unsere keltischen Vorfahren 387 v. Chr. plötzlich in der Weltgeschichte auf.
Die Römer brauchten einige Zeit, um sich von dem Schock zu erholen und eine eigene Armee aufzustellen. Ihre systematische Aufrüstung und der Drill ihrer Soldaten machte sie bald zu einer unschlagbaren Weltmacht.
Manching, bei Ingolstadt, ist eine der ältesten Städte Deutschlands. Ein „Oppidum“ der Kelten. Vier Quadratkilometer umfasst die Fläche. Die Stadt war doppelt so groß, wie das heutige Fürstentum Monaco.

Eine moderne Siedlung mit Straßen, Wohnhäusern, Ställen, Warenlagern, Villen und Tempeln. Sogar einen Handelshafen an der Donau gab es für den überregionalen Warentransport. Die Kelten setzen nicht allein auf Tauschwirtschaft. Sie kopierten das Münzwesen von griechischen Vorbildern und führten Geldwirtschaft ein. Der berühmte Keltenschatz wurde 2022 aus dem Museum Manching geklaut und eingeschmolzen, eine Geldbörse ist aber noch zu sehen:

Dieses Kultbäumchen wurde 1984 bei Straßenbauarbeiten nördlich von Manching ausgegraben. Ein stilisierter Eichenspross von Efeu umrankt und mit Blattgold verkleidet. Vielleicht ein sakrales Symbol? Weil es den Kelten verboten war, ihren Glauben aufzuschreiben, können wir heute nur raten…

Die Kelten bewegten sich an der Schwelle zur Hochkultur, waren bei Ihren Feinden schwer gefürchtet und lebten fast 800 Jahre in Süddeutschland. Gleichwohl verschwanden sie innerhalb weniger Jahrzehnte. Als die Römer das Alpenvorland 15 v. Chr. eroberten, trafen sie dort wo die Kelten gelebt hatten, auf ein fast menschenleeres Land. Wo sind sie geblieben? Welche Spuren finden wir heute von Ihnen? Und was haben wir von unseren keltischen Vorfahren geerbt?
Darüber spreche ich mit Prof. Dr. Carola Metzner-Nebelsick , sie ist Professorin für Vor- und Frühgeschichte an der Uni München.


