Für sie muss es ein unglaublicher Kulturschock gewesen sein. Theophanu war eine junge byzantinische Prinzessin, als sie aus der glanzvollen Weltmetropole Konstantinopel (heute Istanbul) im Jahr 972 nach Westeuropa segelte, um einen „Barbaren“ (So nannten die Byzantiner unsere Vorfahren) zu heiraten. Ihr Bräutigam, Otto II. war der Sohn des ersten deutsch-römischen Kaisers. Trotzdem kann man sich das kulturelle Gefälle zwischen den beiden nicht steil genug vorstellen. Konstantinopel, die glanzvolle Hauptstadt des byzantinischen Reiches hatte damals schon 400.000 Einwohner, dagegen verfügte das Reich ihres Zukünftigen noch nicht mal über eine Hauptstadt. Wie Nomaden ritten der Kaiser und sein Gefolge von Pfalz zu Pfalz. Die Byzantiner blickten eigentlich mit Verachtung auf die neue Herrscherfamilie im Westen, die sich seit Kurzem, auch „Kaiser“ nannten.
Theophanu ging in Süditalien an Land und wurde sofort nach Rom geleitet. In der Peterskirche heiratete sie Otto II. und wurde in der gleichen Zeremonie zur Kaiserin gekrönt.
Die Original-Hochzeitsurkunde ist ein reich geschmücktes 1,50 Meter langes Pergament, was im Landesarchiv in Wolfenbüttel aufbewahrt wird. Darin ist festgelegt, dass Otto II. ihr zur Hochzeit die Halbinsel Istrien, die Grafschaft Pescara, Provinzen in den Niederlanden und Belgien, sowie Gutshöfe in Boppard, Herford und Nordhausen schenkt.

Eschwege hat der Kaiserin 2006 ein Denkmal gesetzt, denn Eschwege war eine der vielen Siedlungen, die sie in ihrer Hochzeitsurkunde als Geschenk bekam. Theophanus Tochter Sophia gründete dort den Frauenstift Eschwege und schuf damit die Grundlage der Stadtentwicklung.
973 stellt Kaiser Otto I. stolz seine neue Schwiegertochter den Großen des Reiches und Gesandten aus vielen anderen Ländern auf dem prächtigen Reichstag in Quedlinburg vor.
Die ottonische Stiftskirche auf dem Stiftsberg läßt die damalige Pracht erahnen.

Noch heute ist der Blick vom Stiftsberg auf die quedlinburger Altstadt und das Harzvorland sprektakulär.

Ein Jahr nach ihrer Ankunft starb der alte Kaiser, ihr Schwiegervater Otto der Große. Formell waren nun ihr Mann und Sie Kaiser und Kaiserin des deutsch-römischen Reiches. Aber sofort wurde ihre Wehrhaftigkeit aus dem In- und Ausland auf die Probe gestellt.
Aber auch familienintern kam es zu Rivalitäten. Der Cousin ihres Mannes, Heinrich der Zänker, wollte selbst die Krone übernehmen und zettelte einen Aufstand an.
Nachdem sich das junge Kaiserpaar gegen alle Herausforderer durchgesetzt hatte und einen männlichen Nachfolger präsentieren konnte, war die Machtfrage erstmal geklärt. Allerdings entwickelte Theophanus Mann einen Plan, der zu ehrgeizig war. Otto II. wollte nicht nur von der Nordsee bis nach Rom herrschen, sondern zusätzlich Süditalien erobern. Dieser Feldzug endete in einer Katastrophe. Das ostfränkische Heer wurde in Süditalien aufgerieben. Otto II. konnte sich nur durch einen Sprung ins Wasser retten und starb kurze Zeit später an Malaria.
Kaiserin Theophanu war Mitte zwanzig, als sie Witwe und Regentin des deutsch-römischen Kaiserreiches wurde.
Fast ein Jahrzehnt regierte Theophanu das Kaiserreich als „Imperatrix“ und „Imperator“ zugleich.

Über das Leben der Theophanu und ihre letzte Ruhestätte in Köln spreche ich mit Prof. Dr. Gisela Muschiol von der Uni Bonn in Podcastfolge #15.